Montag, 27. Dezember 2010

Vor 800 Jahren: Friends Again et al.

Pop, der Große, mit Ausrufezeichen hinter jedem Buchstaben, ist ausgestorben, correct me if I'm wrong, ich freue mich über Gegenbeweise.

Wenn heuer jemand das three-letter-word dieserart buchstabiert, dann doch meist als Code für die Spielart des Pop, der zugleich für sich beansprucht, ganz klein zu sein. Kurioserweise ist es ein Wort aus der Babysprache, das von vielen Anhängern synonym gebraucht wird: twee. Sie wissen, wovon ich rede. "Sweet" wäre das standardenglische Wort dafür. Und der Rückzug in den Sandkasten ist ja durchaus nicht die unangenehmste Verweigerungsstrategie in einer Leistungsgesellschaft, die zudem für Kunst herzlich nur dann etwas übrig hat, wenn sie kurzfristig einen relevanten Wirtschaftsfaktor darstellt. Bezeichne man gewisse Musik nun als twee, indie, C86 oder eben einfach P!O!P!; das benannte Feld wird relativ kongruent sein und der Begriff doch Verschiedenstes subsumieren. Und warum auch nicht; hundertprozentig trennscharf sind Ordnungsbegriffe schließlich selten. Bloß war einem, als die Begriffe aufkamen, natürlich noch nicht so sehr daran gelegen, einer diesem oder jenem Begriffe zugeschriebenen Ästhetik zu entsprechen.

Wie auch, bezeichneten die Begriffe doch Dinge im Werden. Man dachte noch in anderen Kategorien, Erkenntnis- und Kompositionsmustern - die veränderten sich schon immer sekündlich. Doch heute ist die fragliche Kategorie gegeben und ausbuchstabiert.

Bis hier noch nichts Bedauernswertes. Doch ich habe mir eine Platte gekauft. Eben gerade. Und die machte mir sehr bewußt, daß mit der Herausbildung der Indiekategorie, die so vieles benennt, das wir lieben, etwas verloren gegangen ist. Musik, die viel eher kapitaler Ausrufezeichenpop ist; vielleicht DER Ausrufezeichenpop. Musik von brennender Jugend, elegant, glatt, soulful.

Wo ist Behle?

Da ich ja darauf hinaus möchte, Friends Again zu verherrlichen, fange ich an beim Sound Of Young Scotland. Orange Juice sind mittlerweile berechtigtermaßen Säulenheilige des Indiepop, wobei die Band diesen Ruf jedoch in erster Linie dem frühesten Frühwerk verdankt, denn bereits mit dem ersten Album - und danach noch viel mehr - verabschiedete man sich von jeglicher vordergründigen Holprigkeit, umarmte den heißen Scheiß der zeitgenössischen Musikproduktionsmöglichkeiten und braute trotzdem an einem höchst eigenen Bier. Die Suche nach dem perfekten Popsong, klanglich allen zugänglich und trotzdem idiosynkratischst und neu. Platten, denen man gar nicht anhört, daß sie einen irritieren, die sich mit großer Geste in anderer Leute Gehörgänge einladen und im Mainstreamradio nicht unangenehm auffallen würden. Aber trotzdem zu eigen sind, als daß man sie vergessen oder gar verwechseln könnte. Was, wenn nicht das, ist großer Pop? Allein, die Gruppen von denen ich spreche, haben es nicht geschafft. Am wenigsten Friends Again, denn wer kennt die heute?

Doch zurück zum Ausgangspunkt, um über alte Bekannte an die Band heranzukommen. Und der hieß ja "Sound Of Young Scotland" - und mithin das Postcard-Label, das diesen an Motown angelehnten Slogan führte. Neben Orange Juice und Josef K, den beiden heutigen Indiehörern geläufigsten Vertretern, heißt das vor allem Aztec Camera. Postcard brachte die unglaublichsten Lieder des 16(!)jährigen Roddy Frame heraus, bevor dieser auf Rough Trade das unfaßbare "High Land, Hard Rain" veröffentlichte. Bereits für die zweite LP "Knife" ging es dann, folgerichtig bei einem so groß angelegten Pop-Entwurf, zu WEA; hinter dem Mischpult saß dann Mark Knopfler. Und das klingt, man mag es kaum glauben, formidabel - und ist der punkste Schritt, den man sich hinsichtlich der Fanbase vorstellen kann. Hier, bitte sehr, ein Beispiel:


Als dritte Postcardband, die sich nach einem großen Sound aufmachte, wären da noch die Go-Betweens, die ja aber doch zu Recht nie vergessen wurden und sich auch in Indiekreisen ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Mit den Go-Betweens teilen Lloyd Cole und Scritti Politti die Umstände, keine Schotten zu sein und der Popwelt mit offenen Armen entgegen gestürmt zu sein. Doch wer sich für Musik interessiert, kennt die. Und Friends Again?


Trapped and unwrapped: Friends again

Hunderte von Euros kann man für die CD-Ausgabe von "Trapped And Unwrapped", dem einzigen Langspieler der Band bezahlen. Kein Scheiß. Und es gibt Platten, die es durchaus weniger verdient haben, so hoch gehandelt zu werden. Trotzdem war ich froh, heute unverhofft das Vinyl für 2€ mein Eigen nennen zu dürfen. Im Über-Popjahr 1982 gründet sich die Band in Schottland und sieht aus, wie man es sich für schottische Popmusiker zu der Zeit gehört: jung, selbstbewußt, Tolle, Wayfarer. Und so ähnlich klang man dann auch: Style dringt aus allen Poren und nichts läßt einen Zweifel daran, dass die jungen Männer es nicht einfach nur wissen wollen - sie wissen es bereits. An ihnen und an ihrer Musik ist nichts fett oder muskulös, und wenn sich die Musik auf Soul beruft, dann ist das nicht dickbäuchig, und funky Gitarrenlicks sind nie verschwitzt, sondern auf kühle Weise anmutig. Die Realismuspose hat hier nichts zu suchen. Diese jungen Männer sind elegant und eloquent und die Welt müßte ihnen zu Füßen liegen. Als hätte man David Bowies "Young Americans" durch den Pop von 1982 gefiltert und 1984 noch einmal aufgenommen. Es kam allerdings anders; die Platte bekam sehr gemischte Kritiken und der kommerzielle Erfolg blieb aus; die Band zerbrach und die Songwriter James Grant und Chris Thomson gründeten Love And Money und die Bathers.

Samstag, 25. Dezember 2010

Weihnachten. Auch hier.

...und EIN weihnachtlicher Eintrag wird sich auch hier finden. Auch wenn mein Krippenfest angenehm unromantisch war, möchte ich dieses hübsche Stück von Je Suis France gerne mit Euch teilen, auf welches ich gerade aufmerksam gemacht wurde. Viel Spaß damit, ein dreifaches "Ho" und bis bald. Semikolon, Bindestrich, Klammer zu.

My Honey

Oje, die vermaledeiten Pflichten und der Kampf, der es immer wieder ist, wenn man seine Musik veröffentlichen möchte...es ist doch schon eine Weile her, dass ich hier etwas zum Besten gegeben habe. Nicht, dass es nichts Lohnendes gegeben hätte; es war schlechterdings einfach Dezember. Und was für ein Dezember. Ich beginne an dieser Stelle mit einer Notiz aus meinem höchst eigenen Leben - man könnte auch sagen, "in eigener Sache" - bevor ich in den nächsten Tagen die feinen Bands präsentiere, die in der jüngeren Vergangenheit in meinem siebartigen Gedächtnis hängengeblieben sind. Schließlich sind Siebe ja auch Goldgräberutensilien.

Es gab in den letzten Wochen wahrlich einen Haufen zu erledigen, was für den Dezember traditionsgemäß nicht ungewöhnlich ist. Zum Beispiel, und darauf möchtee ich an dieser Stelle hinaus, mußte bis Mitte des Monats eine Platte fertiggestellt werden. Wunderbarerweise hat das auch alles ohne unmittelbare körperliche Schäden geklappt - und so wird im März das Vinyl der Honeyheads in den Läden stehen, das jetzt gerade alle Vorgänge eines Preßwerks am eigenen Leibe erfährt. "Trivia About Honeyheads" heißt das gute Stück und erscheint auf dem zauberhaften Label Marsh-Marigold. Im Honigwaben-Hauptquartier ist man fest davon überzeugt, sich dorten in bester Gesellschaft zu befinden. Die erste Marsh-Marigold-CD, welche die Höniglichen in der Hand hielten, war wohl die "Sofa Safari" von Shelby. Diese feine Scheibe lernte man im Büro des Jugendzentrums kennen, in welchem man anno 1996 auf 4-Spur-Kassette ein Demo aufnahm, dessen zweites Stück auf den Namen "Saturday" hörte und nun - als letzte Aufnahme für den Langspieler - 2010 noch einmal aufgenommen wurde . Klingen tut es nun ziemlich genau so:


Freunde der Honeyheads, die schrotflintencharmanten Italiener von The Calorifer Is Very Hot!, die vorübergehend Amerikaner waren, sind unterdessen auch nicht untätig geblieben, haben unter Zuhilfenahme von Hot Dogs mit roten Pelzwesen geflirtet und sind dabei gefilmt worden:



Doch wo ist Nani?!

Samstag, 4. Dezember 2010

The Pains Of Being Pure At Heart als postmoderne Comedians?

Hach, ich mache mir Sorgen um The Pains Of Being Pure At Heart. Ich habe diese Band von Anfang an heiß geliebt, war in sie verknallt wie selten in eine Gruppe und habe der ersten Platte entgegengefiebert. Und war nicht enttäuscht, daß die Band nur zwei Lieder hatte. Alles habe ich ihr durchgehen lassen. Alles fand ich toll. Und als sie dann in Hamburg gespielt haben, war mir klar: dies war keines ihrer besten Konzerte. Und trotzdem habe ich auch das geliebt und gefeiert.

Montag, 22. November 2010

Are the Martians gone? - a couple of questions to Stanley Brinks

Ein Tausendsassa und einer der letzten unabhängigen Vollzeitmusiker: auf die Ausnahmeerscheinung des Stanley Brinks habe ich bereits an anderer Stelle hingewiesen. Zusammengefaßt: Mr. Brinks ist Ex-Mitglied von Herman Düne, solo aber noch viel besser, einer der produktivsten Musiker (über 50 Langspieler in 12 Jahren) und einer der eloquentesten Texter dieser Tage. Ich habe mit ihm gesprochen über seine neue Platte "Yodels", das Verhältnis des Künstlers zum Werk in produktionsästhetischer wie wirtschaftlicher Hinsicht, über Marsianer und Unabhängigkeit.



Interview


Bashful Dodger: Good Evening, Stan! You just released a new album, entitled "Stanley Brinks Yodels". Does that designation just refer to your yodelling in opener? The cover photo also shows you with a big glass of beer, which looks quite Bavarian to me, especially in combination with the title...

Stanley Brinks: Obviously, yes. It's my most german album, it's got all my berlinisms in it. It's funny to look at Berlin as a part of Germany, and to look at Germany as the real birthplace of 20th century music. I think it is.

Q: How would you describe the sound of the album? I have the impression there's a hint of country music, both musically and sometimes also thematically (as in "Don't Drown Your Sorrows In Beer")...even though it's always the distinctive Stanley Brinks sound.

A: I wouldn't have thought so. I did think of Harry Nilsson's version of "everybody's talkin'" when i wrote Don't Drown... A few songs on the album have classic chord progressions, like folk music, country music, and schlager... I like the idea of a Stanley Brinks sound, when i need a reference i almost always listen to another album of mine.

Q: You've been recording with lots of different artists; on the new album, Freschard is playing the drums and singing backing vocals, and both of you do a lot with The Wave Pictures. With the latter, you also released an album (and David Tattersall told me there is one more to come, soon). Any other collaborations in the near future?

A: I've just recorded an album in Norway, with local folk musicians. There's a lot of fiddle and beer on it, and some west coast style jazz trombone. No drums, everything live and acoustic. Amazing musicians. I didn't play any instrument myself. It'll take a little while to be released, because it'll be on a label for a change, a norwegian one. It'll be on vinyl too, maybe vinyl only.

Q: On the album with the Wave Pictures, the Martians are mentioned, same in "In My Wildest Dreams" on "Yodels". A laser gun is also mentioned. Are you fascinated with science fiction? Or is it rather the position of the "alien", for instance in political and/or artistic respects?

A: I like martians a lot. I like calling all aliens martians too. Mostly i like talking about martians because they are the trolls of my time, the imaginary friends of 20th century kids. Of course they have an interesting weltanschauung as well.

Q: You seem to record stuff very spontaneously. Do you really record your songs as quickly as possible, or do you work on some songs for a long period of time till they're finished?

A: I work hard, of course. But i do it full time, so i get things done. It takes a couple of hours to write a song, and a couple more to record it i'd say. I don't know if you think that's quick or slow, but one album can be written and recorded in a week that way. The funny part is that mixing takes longer than that if you want to get it right.

Q: Are the songs you record very planned out, or does coincidence/accident play an important role in the recording process?

A: There are absolutely no accidents or coincidences of any kind. There is improvisation, the jazz thing. And sometimes the sound of something that fell out my pocket, or someone laughing, if that's what you mean. That's not planned. I'm into first takes, although sometimes i like a second one too, because i want the words to be very clear.

Q: You've been releasing lots of albums under various monikers. Are you keeping score?

A: I wrote a list somewhere, but i don't know if i can find it again. I've been sticking to Stanley Brinks for a long time now. The name changes are a thing of the past it seems.

Q: You release most of your songs on CD-R and as downloads. Would you say this is the most viable option for an artist to be independent AND have control where the money goes?

A: I'm not very good with business. I have the vague notion that the best way to be independent and have control is to work with a manager, a publisher, and a big record company. That's what i imagine. You tell them what you want and you don't have to think about all the crap yourself. I have no idea how downloads work, i don't do that stuff. I make CDRs cause i can't make vinyl records, and tapes take an awful time to copy. I kinda like the CD format too, come to think of it. It doesn't take much space but you can still look at it. I'll miss it when it's gone.

Q: The album with The Wave Pictures also got released on vinyl. Many music lovers still think it's the best, sonic and aesthetically. But its production is expensive. Would you say it's becoming a medium merely for enthusiasts which is dying out?

A: I do believe the sound of vinyl records is usually better, but it's not always true. Everything sounded better before the 80s though, and there were no cds. Maybe that's why records sound good, just cause the people who made the machines had better taste. Also, they weren't deaf from using headphones all the time. I like that records are big, and i like that they are from another time. I can't wait for the 78s to be back in style.

Bashful Dodger: Mr, Brinks, thank you for this interview!

Stanley Brinks: Thank you

Donnerstag, 11. November 2010

7 Fragen an die Wave Pictures


The Wave Pictures - Now You Are Pregnant from Anousonne Savanchomkeo on Vimeo.

Die permanent tourenden Wave Pictures (siehe auch hier) sind nach meinem Dafürhalten eine der aufregendsten Kapellen derzeit - nicht zuletzt der begnadeten Texte David Tattersalls wegen. Trotz des ständigen Unterweggsseins fand dieser freundlicherweise die Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten.


Interview

The Bashful Dodger: Good evening, Mr. Tattersall, thanks for taking the time! „Now You Are Pregnant“ is, from my point of view, one of your best songs, full of both lyrical and musical surprises and unexpected rhymes. It even has some anthemic traits, and yet, it has only been released as a single. But you are frequently playing it live. Is it ever going to end up on an album?


David Tattersall: We don't have any plans to ever put it on an album. It's a song that seems to one of our more popular ones. I'm glad that people like it, though it's never been one of my personal favourites.


Q: Your next release is a single with Jonny singing this song and „Sleepy Eyes“, both originally sung by Dave. Was Jonny involved in the writing process of the songs and is getting his share now, or has he been taking posession of the song little by little? Is there more Jonny-on-the-mic stuff to be expected in the future?


A: No, Jonny isn't involved with the writing of the songs, it is more that he takes certain ones over little by little. But he does a great job singing them. The Wave Pictures don't make plans about things like that. The first time Jonny sang that song it was quite spontaneous. We usually like to go into shows not knowing exactly what we are going to do. We don't write set lists or discuss the set. We just wing it. Just make it up as we go along really. So, maybe there will be more of Jonny singing in the future, maybe not. I guess that I will always sing most of the material because I write it, but it's nice to imagine Jonny being a kind of Doug Yule figure to my Lou Reed!


Q: I read some pretty informative liner notes to the „Instant Coffee Baby“ album on The Line Of Best Fit. Would you mind doing that about „Now You Are Pregnant“ for me?


A: Well, I can tell you I wrote it in about five minutes, it just came right out of me really fast. Songwriters say those are usually the best ones, but I have never noticed that. Sometimes the best ones are ones you work hard at for a while, and sometimes the best ones come easily. It's the same with bad ones, some come quick and some come slow! But Now You Are Pregnant I wrote in about five minutes. I already had lots of different pieces and I put them together really fast. I had lots of notes laid out in front of me. I had previously, about a month before, written a song called "Jonny Cash Died Today", on the day that Jonny Cash died. That was a rubbish song, but there it was. Then there were three other elements to the story I guess: one girl I knew who worked in a shoe shop, another girl who had gotten pregnant very young, and thirdly a drunk in a bar in Glasgow who went on and on about Elvis. At the time I wrote Now You Are Pregnant, I wasn't a fan of Elvis or Jonny Cash. I appreciate them both a bit more now, but I still must admit I'm a much bigger fan of Chuck Berry out of all the rock n' rollers. I also wasn't in love with anybody, it just makes for a better song if you say you are. I just put these different things together, as if the girl in the shoe shop and the pregnant girl were one girl and made up a song very very quickly. It took about the same length of time to write it as it takes to sing it. The funny thing about the chord sequence is that it is cut off. It lasts six bars, whereas a normal chord sequence would be four or eight, so it would resolve, but Now You Are Pregnant doesn't resolve, it just goes round and round. It's a nice song to play on the guitar. I like to play it on the guitar and for Jonny to sing it. He sings it beautifully, much better than me. I don't relate to that song particularly well. For me, it's not one of my best, simply because I don't much feel like that guy in that song! It doesn't have a lot of my personality in it. But people like it, so that's nice. I like it better with Jonny singing it, his version is my favourite ever recording of it; it suits him better. The funny thing is that everyone assumes these things are totally autobiographical. They aren't. They have bits and pieces of your life in them, of course, but never the whole truth. I suppose it just means it's a good song if people think it is true. A good song, for me, is a song that is true to itself, not true to life. And audiences can mistake a song that is true to itself for being true to life. That's OK. I do that, too, with other people's songs. It would be nice to think that Now You Are Pregnant, or any of my songs, was true to itself. One other thing: some friends at the time who were first to hear it said I shouldn't call it "Now You Are Pregnant" because they said it is a sad song and getting pregnant shouldn't be a sad thing. I said "no, it shouldn't, but it is sometimes!" So I kept the title. The idea of the title is that it makes sense of the whole song, of everything said in the second verse, even though I never sing "now you are pregnant", knowing that she is makes sense of the whole thing. It becomes that the protagonist is going after this girl to help her, this girl who is pregnant by another man, which is an altogether more interesting idea than if he was just going after her because he loved her. It's quite beautiful in a way. He never quite makes his mind up about it, though, and at the end of the song you don't know whether he is going to go or not, which is a nice ambiguity. I got the idea of a title you don't sing from a great song by The Mountain Goats called "No Children". The song is a husband singing about how he and his wife have grown to hate each other. It's very funny and also very bitter and sad and beautiful. He never sings "no children" or "we couldn't have children" or anything, but then you see the title and it gives this whole extra depth and layer of meaning to the song.


Q: How do you select the songs that are going to be on an album? In the case of „We Dress Up Like Snowmen“ and the above-mentioned song, you opted to put them out as a 7“ and „I Shall Be A Ditchdigger“ from the last album is a pretty old song by your standards which had to wait until the fourth album...


A: It's usually new things I've written and maybe something old (like Ditchdigger) that has become new to us again after such a long gap, or something that we want people to hear who have never had a chance to. Then you're looking for the right ten or twelve songs out of the twenty or so you have recorded to create a unified whole - the album - which also has the best variety or the best feeling. Sometimes you pick a song and put it on an album because the guitar solo is great. Sometimes it's the right mood, sometimes it it the lyrics. It varies. Another reason we did those older songs was to get Jonny Helm on them. On the original, older versions it was a different drummer. And we were playing them live at the time and wanted a recording with Jonny on it. We like to do so many songs, I've written hundreds since I was about fifteen. "Sleepy Eye" on the new seven inch, I wrote when I was 16 years old. I'm 27 now! It's nice to keep as much going though, I'm proud of all of it, proud we have a big repertoire. It's nice to go on stage and know you can do so many different songs, and then to sing what you really feel. It's a very nice, nostalgic kind of feeling to hear Jonny sing a song I wrote that long ago. Then again, it's also important to keep doing new songs, and we have about twenty totally new songs we haven't released yet that we'll also be playing at new shows. It's good, I like the really old and the really new. I like the stuff in between the least! You have to wait for things to get old again, so that they become new again to me.


Q: You are all good musicians who are playing together all the time, but your recordings always have this certain edge of spontaneity. How do you manage to preserve this while many bands sound too professional on recordings? Do you do it all live, book a studio for one or two days and done you are?


A: Well, bands don't play the way we like, or sound the way we like any more. To my ears, the way we sound is a human sound. You can hear each of us playing our instruments, and you can hear us responding to each other, you can even hear the strings of our guitars. That's what I like to hear. Like The Velvet Underground's third album or John Wesley Harding by Dylan, or even things like field recordings and live albums, or older things from the thirties and forties. John Lee Hooker, Robert Johnson, Joseph Spence, Django Reinhardt. I don't really enjoy modern music because mostly it sounds fake to me. It sounds like a computer churning out robot music. Bands, too; not just pop but modern indie-rock is a pile of shit. It's very inhuman. It's people turning themselves into machines, because machines are perceived to better since they don't make mistakes. But it's not a sound of love. Machines cannot love! Humans make mistakes and are fragile but they are also warm and vital. I know that all sounds like a lot of bullshit! But it is what I hear. You can hear the technology taking over and replacing the human being. Because when you hear a Kings of Leon album, say, you hear a snare drum set through a computer to trigger off forty other snares perfectly in sync, it is neither the sound of one man drumming, nor of forty men drumming (which could never be perfectly in sync), it is the sound only a machine could make. It is the same with the guitars, they put hundreds on there, until it doesn't sound like a human with a guitar anymore. It's totally fake and unemotional to my ears. We record each of the players and try to get something rough and natural and something that feels and sounds like people in a room. You close your eyes and you can picture us in the room, you can hear the room and imagine where we are all stood. That's what happens if you listen to my favourite records, to "Tonight's The Night" by Neil Young or to Jimmy Reed or whatever, and that's what we aspire to. Ensemble playing. For me, something went wrong with recording in the mid seventies and it's never been good since. We're trying to swim against the current and I know most people don't agree with us. It's not to be retro or what have you, it's not a pose, it's just the sound we like to hear. I like it rough and ready. That moves me more. We always record live and we always do it quickly and we're looking for something, some spark you can't get any other way. You know, "Brown Eyed Girl" by Van Morrison, "La Bamba" by Ritchie Valens, "Like A Rolling Stone" by Bob Dylan, "I'm Straight" by The Modern Lovers... that's the ideal! That's a bunch of guys in a room and they made magic! It's all done live and I always hope I'll go back through to the control room and hear something like those records, but we've never managed it yet! But we'll keep going at it and maybe one day we'll get something that great.


Q: You've been touring and recording a lot, it actually seems like you're on the road almost all year. When you're not recording. Do you even have time to write and practise new songs?


A: Oh yeah, we work up things in sound checks and so forth. We have new stuff all the time. We like doing what we do. You find a way.


Q: This year, the Stanley Brinks & The Wave Pictures album was released, a Wave Pictures album and a David Tattersall solo album (with Freschard playing the drums, if my information is right). What's up next? New collaborations? A break from touring?

A: We are working on two Wave Pictures albums, one recorded by Darren Hayman, and one recorded partly in Leeds and partly in London. I hope to get both of them out over the next 18 months or so. And I made an album with Howard Hughes called "The Lobster Boat". Howard is the lead singer of French band Coming Soon. He and I made an album together. It's a really strong album, we are both very proud of it. I play some slide guitar on it, which I was happy to do again since I haven't played slide guitar for years. Ry Cooder style! We made that and that will be released in the upcoming year as well. Also, there is another new album of Stanley Brinks and The Wave Pictures called "Another One Just Like That", which I think is even better than "Stanley Brinks and The Wave Pictures". His songs are amazing, it's a great album. So we've got a lot of good things going on.


The Bashful Dodger: Thank you for this interview, Sir!


David Tattersall: Thanks.

Samstag, 6. November 2010

Soul als Jeansflicken und als Wappenschild

Selbstredend möchte ich gar nicht damit hinterm Berg halten, was für wunderbare Musik es war, die mir einen größtenteils gruseligen Oktober erträglich machte. Neben den jüngst erwähnten YellowFever und dem sehr schönen neuen Album von Stanley Brinks waren dies vor allem zwei Gruppen, nämlich Hands And Knees aus Boston und die in New Orleans ansässigen Generationals.

Montag, 1. November 2010

Fieber: gelb oder anders - fünf glühende Menschen, zwei Bands

(Photo: Mark Monnone)

Fast den gesamten Oktober hatte ich nun keine Zeit. Alle Zeit der Welt also, Musik zu hören. Und es sind mir haufenweise schöne Platten begegnet, in dieser Zeit außerhalb der Zeit. So viele, daß ich am rechten Rande eine kleine Liste mit Links zu Hörenswertem plaziert habe, um meinem Drang, meine Begeisterungen mit der Welt zu teilen, ein Ventil bereitzustellen. Ganz oben standen dort bis eben YellowFever, deren wunderbare Platte mir der immer wieder für eine Überraschung gute Genosse Zufall in die Hände gespielt hat.

Marky, Betreiber von The Lost And Lonesome Recording Co. hatte die CD im Gepäck, als er in seiner Funktion als Bassist der fabelhaften Still Flyin' in Hamburg zu Gast war (die ich ja an anderer Stelle bereits ausgiebig gefeaturet und interviewt habe). Im Gegensatz zu Europa hat die Platte des androgynen Duos aus Austin/Texas nämlich in Australien und Amerika Labels gefunden (Lost And Lonesome, respektive Wild World). Ihrer mangelnden Präsenz im hiesigen Netz aus Längen- und Breitengraden kann man nur mit Unverständnis entgegentreten, so man denn vor lauter über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen und Füßen denn noch dazu im Stande ist.


Der Sound YellowFevers erinnerte mich sofort an etwas. Nur: was? Die Assoziation ist nach wie vor zu verschleiert, als daß ich sie zu fassen bekäme. Vorschläge sind herzlich willkommen! Ich dachte zuerst an Kill Rock Stars, das wunderbare Label mit Bands wie Bikini Kill, Huggy Bear, Sleater-Kinney und Erase Errata. Doch ich habe mir alles Erdenkliche aus dem Umfeld noch einmal angehört, und niemand kam so richtig als Soundalike in Frage. Die Verweise, die allerorten aus dem Labelinfo abgeschrieben werden - Young Marble Giants und Stereolab - wollte ich zunächst mit einer lässigen Geste als Referenzpunkte disqualifizieren, doch in der Verzweiflung des Mangels besserer Vergleiche finde ich diese beiden Bands als Eckdaten immer attraktiver, wenn auch nicht ausreichend. Wahrscheinlich sind YellowFever irre Wissenschaftler, die aus dem Erbgut beider Bands eine Killrockstarsband gebastelt haben. Mit den jungen Marmorriesen haben sie in jedem Falle den Hang zur radikalen Destruktion gemein; die Grundausstattung von Schlagzeug, Baß und Stimme wird manchmal um eine Gitarre oder Orgel ergänzt. Die Lieder klingen kühl, aufregend und unaufgeregt: Die Garage ist in das Labor zweier freundlicher, witziger junger Wissenschaftler verlegt worden, die Tee aus dem Erlenmeyerkolben mit Milch und Zucker kredenzen. Und dabei Dinge erzählen wie "The cutest boy I ever saw / Was sipping cider through a straw" oder "My brother and I went to a show / And we saw everyone we know". Und feststellen, daß mit diesen beiden Aussagen ja bereits die textliche Ebene für die neueste Erfindung erschaffen wäre.


Grass Widow



Tatsächlich bei Kill Rock Stars sind Grass Widow, auf die ich bei meiner Suche nach Referenzen für YellowFever gestoßen bin. Das Trio aus San Francisco könnte hervorragend mit YellowFever auf Tour gehen, doch leider mußte ich feststellen, daß die Damen erst jüngst in Europa waren. Ohne YellowFever. Musikalisch sind sie zweifelsohne nervöser als das Duo aus Texas, ein meist unverzerrter, leicht hektischer Postpunksound baut sich vor den Lautsprechern auf, dessen Hektik durch den mehrstimmigen Gesang aufgefangen wird, in dem seltsame Texte dargeboten werden; die Instrumente auf Uppern, die Stimmen auf Downern. Und was diese Stimmen singen, wünscht man sich, als Teenager im Booklet mitzulesen, irritiert zu werden, einen anderen Zugang zu Sprache, Musik und Welt zu finden. Und zur Welt der Musik und ihrer Sprache. Denn zu finden gibt es etwas, in aller erfreulichen Uneindeutigkeit dringlich und entschlossen taumelnd.

Montag, 4. Oktober 2010

Don't believe the hype (II) - Ich und Du, wir sind zu

- Der Hype-Sound im weiteren Sinne -

Nach all den Bands, die wirklich gleich klingen, möchte ich mich nun den Assoziierten zuwenden. Leider nicht den Associates, sondern bloß den Gruppen, die zwar nicht wie rockigere, verhallte Dolly Mixture mit überwiegend langweiligen Liedern klingen, die ich aber trotzdem in einen klanglichen Ähnlichkeitsraum mit den Dum Dum Girls und all den anderen stecken würde.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Don't believe the hype - but do listen to it

- Der Hype-Sound im engeren Sinne -

"Die Jugend hat immer Recht", hieß es dereinst bei D.D., d.Ä. Das mußte ich mir gerade simpel, unbeabsichtigt und schmerzhaft beipulen lassen: "Wären wir jetzt zwanzig, fänden wir Best Coast voll super." Was an dieser These dran ist, weiß ich nicht genau.

Freitag, 1. Oktober 2010

Odd Couple

Still Flyin' haben naturgemäß auf dem Reeperbahnfestival und beim Instore-Gig bei Freiheit und Roosen erneut bewiesen, dass sie eine unfassbare Liveband (vielleicht die beste zur Zeit) sind - quod erat expectandum. Überdies haben sie vor vier Tagen ein mehr als hervorragendes Video aus dem Hut gezaubert. Die Ska-Elemente scheinen dort - wie auch auf der neuen EP "A Party In Motion", flöten gegangen zu sein, und ich mußte mich zugegeben an den neuen Sound gewöhnen, bis ich ihn richtig geil finden konnte. Ich hatte eben andere Musik erwartet und mir wurde die gerechte Strafe für Verstocktheit zuteil. Aber mittlerweile steh ich drauf, und zwar mit Inbrunst. Und ich weiß von anderen Still-Flyin'-Freunden, die da weniger schwergängig waren als ich. "Krautrock" habe ich gehört, Stereolab wurde gesagt und die Achtziger bei ihrem satanischen Namen genannt. Das klingt folgendermaßen und sieht so aus (beides verdammt gut):




Erstaunlich ähnlich klingt "Circled Sun" von den Chromatics, das als Bonus-Track auf dem Re-Issue der 2007er-Platte Night Drive zu finden ist. :

Chromatics – Circled Sun by Hypetrak

Bonus Beatz: Still Flyin' vor dem Plattenladen: der Instore-Gig, der eigentlich ein Outstore-Gig war



Einziges Ärgernis ist, daß Saxo- und Vibraphonist Gabe sich des Schnauzers entledigt hat. Aber eigentlich habe ich mich auch daran schon gewöhnt.

Mittwoch, 22. September 2010

What Time Can Do - ein Gespräch mit Phil Wilson

Phil Wilson ist der wunderbarste englische Gentleman - das ist die wohl präzisestmögliche Bezeichnung für einen witzigen, enspannten und unaufdringlich entschieden wirkenden Herrn. Sein letztes Album hat er aufgenommen, bevor viele, die seine Konzerte heute sehen, überhaupt geboren waren, doch das bedeutet nicht, daß er ein gesetzter Erzählonkel wäre. Im Gegenteil: sein jugendlicher Enthusiasmus für alles, was mit Musizieren und Musikhören zusammenhängt, ist immer erkennbar, und Mr. Wilsons Bühnenpräsenz ist nachgerade unheimlicher Natur, wenn er mit ein paar Tönen wenigen kleinen Gesten die Mundwinkel nach oben zieht und das Publikum in Bewegung versetzt.

Freitag, 17. September 2010

Never gonna touch the ground

"Die Wave Pictures haben momentan die besten Texte der Welt, aber Still Flyin' sind die beste Liveband", sagte mein bester Freund neulich zu mir. Da mochte ich gar nichts Gegenteiliges erwidern. Als letztgenannte internationale Allstarband Anfang des Jahres in der Prinzenbar spielte, war es im besten Sinne kaum auszuhalten wie sehr die Crowd wallte, waberte, brodelte - you name it. Und das bei gerade ca. 30 zahlenden Gästen: ein an und für sich unmögliches Unterfangen, vor allem in Hamburg. Essentiell für die Livenergie von Still Flyin' ist zweifelsohne Drummer Yoshi, der vormals beim Aislers Set trommelte. Einer der Tightesten, die ich je auf einem Konzert gesehen habe. Jetzt einmal abgesehen vom Songwriting aus der Feder Seans, der wohl gar nicht anders kann, als Hits zu schreiben. Aber die überwältigende Feierei auf und vor der Bühne wäre unmöglich ohne eine Bandbesetzung, in der jeder und jede brennt. Seit die Kapelle vor ziemlich genau einem Jahr auf der MS Hedi spielte, rotiert die LP "Never Gonna Touch The Ground" heavy bei mir und vermutlich den meisten anderen Konzertbesuchern. So äußerte erwähnter bester Freund am Merchstand die Worte: "Give me...everything!"

Mittwoch, 15. September 2010

Mehr Schottland-Korrespondenz

Huch, da gibt es ja noch mehr. Als wäre das bei einer Stadt wie Glasgow verwunderlich. The Occasional Flickers waren bis eben an mir vorbeigegangen, auch wenn sie bereits 2007 eine 3"-CD auf Cloudberry Records veröffentlichten. The Occasional Flickers klingen nach dem Glasgow der Delgados und von Belle And Sebastian. Was nicht bedeuten muß, daß sie wie diese Bands klingen. Klar, irgendwoher kommt diese Assoziation, aber es ist schlichtweg kein Epigonentum, das hier stattfindet, sondern einfach der Sound der Stadt. Und ebenso stadttypisch wie auch einfach bloß charmant ist auch die schönste Einflußnennung auf der Myspaceseite: "Sterling Morrison's guitars".

Und drolligerweise kommt die Gruppe noch nicht einmal aus Glasgow, sondern wurde in Athen gegründet und residiert mittlerweile in Edinburgh. Das in meinen Ohren spektakuläre Album erscheint an einem ungewissen Zeitpunkt in der näheren Zukunft und ist bis zum 26.09. auf Bandcamp streambar: und wird ungefähr so klingen:
<a href="http://occasionalflickers.bandcamp.com/track/a-sunbeam">A Sunbeam by The Occasional Flickers</a>

Dienstag, 14. September 2010

Alte Meister und ganz alte Meister aus Glasgow

Einen wunderschönen guten Abend!

Seit ein paar Tagen bereits kursieren ja neue Sachen von Belle And Sebastian. Und da möchte man sich ja auch gar nicht beklagen, kann aber auch nicht viel dazu sagen. Nicht, dass wir es mit einem undurchdringlichen Nebel zu tun hätten; aber ein instant classic wäre mir von der neuen B&B-Scheibe auch noch nicht zu Ohren gekommen. Gut sind die Songs aber allemal; Fallbeispiel hier:



Das ist dann auch der Titeltrack der Platte, die am 08.10. erscheint. Noch schöner ist da aber eigentlich folgendes:



Viel stärker überraschte mich aber soeben die Nachricht, The Vaselines brächten eine neue Platte heraus. Zwischen 1986 und 1989 nahm die Band, im wesentlichen bestehend aus Eugene Kelly und Frances McKee, ein paar ganz wunderbare Platten auf, zwei kurze EPs und ein Album. 1990 schloß man sich erneut zusammen, um Nirvana in Edinburgh zu supporten, dann war aber ernstlich Schluß. Wobei: eigentlich erst dadurch, daß Kurt Cobain die Band so sehr liebte und Nirvana gleich drei ihrer Lieder coverten ("Son Of A Gun", "Molly's Lips" und "Jesus Doesn't Want Me For A Sunbeam"), erreichten die Vaselines ihre größte Bekanntheit. Daß Kelly und McKee eigentlich die ganze Zeit nur von Sex singen, ist mir übrigens entgangen, bis mich jemand auf diesen Umstand aufmerksam machte. Im Angesicht von Titeln wie "Rory, Ride Me Raw" läßt dies freilich auf ein sehr behütetes Aufwachsen oder zumindest eine gewisse Schwergängigkeit seitens des Autors schließen. Who knows? I do.

Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die Vaselines einfach nicht klingen wie die 2 Live Crew oder eine testosteronüberladene Hardrockband. Who knows? I don't. Anyhow, 2006: Reunion, jetzt: neue Platte. Und die klingt gar nicht einmal übel. Recht gut sogar. Produzierter als der alte Kram, aber der ist ja auch schon Legende, was soll man noch weiter in diese Kerbe hineinprügeln? Noch immer klingt's unverwechselbar nach Glasgow. Dem älteren Glasgow, nach Orange Juice und vor Franz Ferdinand. Dem Glasgow eben, das unverwechselbar nach Glasgow klingt. Das Platte hört denn auch auf den Namen "Sex With an X" - das merke dann selbst ich.

Vollständig anhörbar ist es hier:
The Vaselines - Sex With An X by subpop

Dienstag, 7. September 2010

The Granite Shore

WTF? Wie groß ist das bitte?!

Als ich vorhin einmal bei Otherwise Open hereinschaute, sah ich mir rein interessehalber das zuoberst drapierte Video an und konnte es nicht fassen: riesengroßer, wunderbar arrangierter Pop, wo gibt's denn sowas noch? Bei Divine Comedy, klar, und mit ein bißchen Grübeln kommt man sicher auch auf noch mehr; das ändert jedoch nichts an dem Umstand, daß es sich bei The Granite Shore um eine Ausnahmekapelle handeln muß. Der Name kam mir schon irgendwie bekannt vor, but then again, 44 Myspace-Freunde?! Kann mir das jemand erklären? Irgendetwas ist hier kaputt, doch das ist mir fast egal, denn hauptsache, ich habe eine tolle Band neu kennengelernt. Nach meinem Dafürhalten ein Spektakel. Sehen Sie her:



Engländer ungeklärter exakterer Lokalisierung sind's, die unerklärlich schöne Musik machen. Nach eigener Angabe schon lange. Ein bißchen unschön bloß, in der Selbstdarstellung auf Myspace zu schreiben: "The Granite Shore [...] seeks to represent quality musicianship, songwriting and lyrical eloquence, contrasting sharply with today’s mass-produced music." Steely Dan würden so etwas nur machen und sich den Rockistenkommentar sparen. Hrmnja. Trotzdem tolle Musik. Nur: wie haben sich Steely Dan schon wieder hier eingeschlichen?

Der fabelhafte Mr. Brinks



Stanley Brinks aka André Herman Düne (und zahllosen anderen, mitunter überraschend verkifft klingenden Pseudonymen) ist einer der wunderbarsten Texter dieser Zeit. Und, oh ja, die Musik ist selbstredend auch ganz Fabelhaft. Hören Sie selbst <a href="http://stanleybrinks.bandcamp.com/track/titanic">Titanic by Stanley Brinks</a>.

Montag, 6. September 2010

Wave Pictures / Coming Soon out now

...und Tripping The Light Fantastic coming soon.

Eigentlich sollte an dieser Stelle, das war schon fest geplant, dem formidablen Stanley Brinks gehuldigt werden, doch das muß jetzt für einen Augenblick in die Warteschleife. Denn Stanley-Brinks-Lobhudelung ist ja ein zeitloses Vergnügen, doch gelegentlich müssen - trotz der unangezweifelten Angebrachtheit desselben - Dinge aus dem Tagesgeschehen in den Vordergrund treten. So befand ich mich neulich, es war letzten Freitag, in der Karo-Ecke, um mit meiner Band einen Kaffee zu trinken, den wir uns mit den Tripping-The-Light-Fantastic-Byte.fm-Sessions verdient hatten, wie wir fanden. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse, von denen zumindest eines erwähnt sei: ich habe meinen Bibliotheksausweis verlängert. Viel wichtiger war aber: Burnout Records rief an, um mir mitzuteilen, die Split-Single von The Wave Pictures und Coming Soon liege zur Abholung bereit. Und die Wave Pictures sind ja bekanntlich die Band der Stunde. Zumindest mir ist dies Bekannt, und ich weiß auch von anderen Trägern des Wissens, daß niemand zur Zeit so eloquent wunderbare Texte zu so feiner Musik schreibt wie David Tattersall von den WPs. Weswegen deren Lobeshymne auch baldigst ansteht, hell yeah!

Auf der Single jedenfalls covern die Wave Picures ein Lied von Coming Soon und vice versa. Das Wave-Pictures-Stück trägt den Titel "Sweetheart" und ist auch auf dem fabelhaften diesjährigen Album "Susan Rode The Cyclone" enthalten:


Von Coming Soon, die aus Frankreich (naja, oder doch aus England...Kidderminster in Frankreich, sagt ihre Myspaceseite) kommen und in ihren besten Momenten klingen wie gleichberechtigte Homies von Mr. Brinks und den Wellenbildern und in den schlechteren wie deren Plagiatoren, klingt das gleiche Stück ungefähr so:


Und das ist durchaus auch nicht schlecht, nicht wahr? Ihr Stück, das von den WPs gecovert wird (beide sind auf der 7" auch im Original enthalten), hört auf den Namen "Wu". Das ist auch ganz nett. Besser ist da aber "Dr. Wu" von Steely Dan. Auch im Minutemen-Cover. Oder halt "Sweetheart".

Coming soon ist auch die erste 7" von Tripping The Light Fantastic, deren Erscheinen am 17.10. gemeinsam mit den phantastischen Sleeping Policemen und Konzertgästen in der Astra-Stube zu Hamburg begossen wird. Und damit diese Einlassung rund wird und es außerdem wahr ist: auch diese 7" hielt ich an besagtem Freitag erstmalig in meinen Händen.

Mittwoch, 1. September 2010

Salut!

Einen wunderschönen guten Tag, geschätzte Geschöpfe! Der Bashful Dodger kann die dopen MCs von den whacken unterscheiden, steht auf die Pet Shop Boys und auf Marshall-Türme, und wenn Ihr spurlos verschwindet, macht er Euch ausfindig und schickt Euch Comics und Mixtapes.

An Sonic Youth mußte er sich erinnern; seine Madeleines waren Haare im Gesicht, derer er ansichtig wurde. Das hat einiges ausgelöst, so daß er so manches aufzuarbeiten hat - vor allem die Gegenwart. Den Beginn macht sein persönlicher friedfertiger war chant aus dem Hause Big Ideas.
<a href="http://bigideas.bandcamp.com/track/back-on-track">Back On Track by Big Ideas</a>
In der Folge wird es dann darum gehen, was unseren verlegenen Helden interessiert, und das sind nun einmal im Wesentlichen musikalische Lebensaspekte.