Mittwoch, 22. September 2010

What Time Can Do - ein Gespräch mit Phil Wilson

Phil Wilson ist der wunderbarste englische Gentleman - das ist die wohl präzisestmögliche Bezeichnung für einen witzigen, enspannten und unaufdringlich entschieden wirkenden Herrn. Sein letztes Album hat er aufgenommen, bevor viele, die seine Konzerte heute sehen, überhaupt geboren waren, doch das bedeutet nicht, daß er ein gesetzter Erzählonkel wäre. Im Gegenteil: sein jugendlicher Enthusiasmus für alles, was mit Musizieren und Musikhören zusammenhängt, ist immer erkennbar, und Mr. Wilsons Bühnenpräsenz ist nachgerade unheimlicher Natur, wenn er mit ein paar Tönen wenigen kleinen Gesten die Mundwinkel nach oben zieht und das Publikum in Bewegung versetzt.

Freitag, 17. September 2010

Never gonna touch the ground

"Die Wave Pictures haben momentan die besten Texte der Welt, aber Still Flyin' sind die beste Liveband", sagte mein bester Freund neulich zu mir. Da mochte ich gar nichts Gegenteiliges erwidern. Als letztgenannte internationale Allstarband Anfang des Jahres in der Prinzenbar spielte, war es im besten Sinne kaum auszuhalten wie sehr die Crowd wallte, waberte, brodelte - you name it. Und das bei gerade ca. 30 zahlenden Gästen: ein an und für sich unmögliches Unterfangen, vor allem in Hamburg. Essentiell für die Livenergie von Still Flyin' ist zweifelsohne Drummer Yoshi, der vormals beim Aislers Set trommelte. Einer der Tightesten, die ich je auf einem Konzert gesehen habe. Jetzt einmal abgesehen vom Songwriting aus der Feder Seans, der wohl gar nicht anders kann, als Hits zu schreiben. Aber die überwältigende Feierei auf und vor der Bühne wäre unmöglich ohne eine Bandbesetzung, in der jeder und jede brennt. Seit die Kapelle vor ziemlich genau einem Jahr auf der MS Hedi spielte, rotiert die LP "Never Gonna Touch The Ground" heavy bei mir und vermutlich den meisten anderen Konzertbesuchern. So äußerte erwähnter bester Freund am Merchstand die Worte: "Give me...everything!"

Mittwoch, 15. September 2010

Mehr Schottland-Korrespondenz

Huch, da gibt es ja noch mehr. Als wäre das bei einer Stadt wie Glasgow verwunderlich. The Occasional Flickers waren bis eben an mir vorbeigegangen, auch wenn sie bereits 2007 eine 3"-CD auf Cloudberry Records veröffentlichten. The Occasional Flickers klingen nach dem Glasgow der Delgados und von Belle And Sebastian. Was nicht bedeuten muß, daß sie wie diese Bands klingen. Klar, irgendwoher kommt diese Assoziation, aber es ist schlichtweg kein Epigonentum, das hier stattfindet, sondern einfach der Sound der Stadt. Und ebenso stadttypisch wie auch einfach bloß charmant ist auch die schönste Einflußnennung auf der Myspaceseite: "Sterling Morrison's guitars".

Und drolligerweise kommt die Gruppe noch nicht einmal aus Glasgow, sondern wurde in Athen gegründet und residiert mittlerweile in Edinburgh. Das in meinen Ohren spektakuläre Album erscheint an einem ungewissen Zeitpunkt in der näheren Zukunft und ist bis zum 26.09. auf Bandcamp streambar: und wird ungefähr so klingen:
<a href="http://occasionalflickers.bandcamp.com/track/a-sunbeam">A Sunbeam by The Occasional Flickers</a>

Dienstag, 14. September 2010

Alte Meister und ganz alte Meister aus Glasgow

Einen wunderschönen guten Abend!

Seit ein paar Tagen bereits kursieren ja neue Sachen von Belle And Sebastian. Und da möchte man sich ja auch gar nicht beklagen, kann aber auch nicht viel dazu sagen. Nicht, dass wir es mit einem undurchdringlichen Nebel zu tun hätten; aber ein instant classic wäre mir von der neuen B&B-Scheibe auch noch nicht zu Ohren gekommen. Gut sind die Songs aber allemal; Fallbeispiel hier:



Das ist dann auch der Titeltrack der Platte, die am 08.10. erscheint. Noch schöner ist da aber eigentlich folgendes:



Viel stärker überraschte mich aber soeben die Nachricht, The Vaselines brächten eine neue Platte heraus. Zwischen 1986 und 1989 nahm die Band, im wesentlichen bestehend aus Eugene Kelly und Frances McKee, ein paar ganz wunderbare Platten auf, zwei kurze EPs und ein Album. 1990 schloß man sich erneut zusammen, um Nirvana in Edinburgh zu supporten, dann war aber ernstlich Schluß. Wobei: eigentlich erst dadurch, daß Kurt Cobain die Band so sehr liebte und Nirvana gleich drei ihrer Lieder coverten ("Son Of A Gun", "Molly's Lips" und "Jesus Doesn't Want Me For A Sunbeam"), erreichten die Vaselines ihre größte Bekanntheit. Daß Kelly und McKee eigentlich die ganze Zeit nur von Sex singen, ist mir übrigens entgangen, bis mich jemand auf diesen Umstand aufmerksam machte. Im Angesicht von Titeln wie "Rory, Ride Me Raw" läßt dies freilich auf ein sehr behütetes Aufwachsen oder zumindest eine gewisse Schwergängigkeit seitens des Autors schließen. Who knows? I do.

Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die Vaselines einfach nicht klingen wie die 2 Live Crew oder eine testosteronüberladene Hardrockband. Who knows? I don't. Anyhow, 2006: Reunion, jetzt: neue Platte. Und die klingt gar nicht einmal übel. Recht gut sogar. Produzierter als der alte Kram, aber der ist ja auch schon Legende, was soll man noch weiter in diese Kerbe hineinprügeln? Noch immer klingt's unverwechselbar nach Glasgow. Dem älteren Glasgow, nach Orange Juice und vor Franz Ferdinand. Dem Glasgow eben, das unverwechselbar nach Glasgow klingt. Das Platte hört denn auch auf den Namen "Sex With an X" - das merke dann selbst ich.

Vollständig anhörbar ist es hier:
The Vaselines - Sex With An X by subpop

Dienstag, 7. September 2010

The Granite Shore

WTF? Wie groß ist das bitte?!

Als ich vorhin einmal bei Otherwise Open hereinschaute, sah ich mir rein interessehalber das zuoberst drapierte Video an und konnte es nicht fassen: riesengroßer, wunderbar arrangierter Pop, wo gibt's denn sowas noch? Bei Divine Comedy, klar, und mit ein bißchen Grübeln kommt man sicher auch auf noch mehr; das ändert jedoch nichts an dem Umstand, daß es sich bei The Granite Shore um eine Ausnahmekapelle handeln muß. Der Name kam mir schon irgendwie bekannt vor, but then again, 44 Myspace-Freunde?! Kann mir das jemand erklären? Irgendetwas ist hier kaputt, doch das ist mir fast egal, denn hauptsache, ich habe eine tolle Band neu kennengelernt. Nach meinem Dafürhalten ein Spektakel. Sehen Sie her:



Engländer ungeklärter exakterer Lokalisierung sind's, die unerklärlich schöne Musik machen. Nach eigener Angabe schon lange. Ein bißchen unschön bloß, in der Selbstdarstellung auf Myspace zu schreiben: "The Granite Shore [...] seeks to represent quality musicianship, songwriting and lyrical eloquence, contrasting sharply with today’s mass-produced music." Steely Dan würden so etwas nur machen und sich den Rockistenkommentar sparen. Hrmnja. Trotzdem tolle Musik. Nur: wie haben sich Steely Dan schon wieder hier eingeschlichen?

Der fabelhafte Mr. Brinks



Stanley Brinks aka André Herman Düne (und zahllosen anderen, mitunter überraschend verkifft klingenden Pseudonymen) ist einer der wunderbarsten Texter dieser Zeit. Und, oh ja, die Musik ist selbstredend auch ganz Fabelhaft. Hören Sie selbst <a href="http://stanleybrinks.bandcamp.com/track/titanic">Titanic by Stanley Brinks</a>.

Montag, 6. September 2010

Wave Pictures / Coming Soon out now

...und Tripping The Light Fantastic coming soon.

Eigentlich sollte an dieser Stelle, das war schon fest geplant, dem formidablen Stanley Brinks gehuldigt werden, doch das muß jetzt für einen Augenblick in die Warteschleife. Denn Stanley-Brinks-Lobhudelung ist ja ein zeitloses Vergnügen, doch gelegentlich müssen - trotz der unangezweifelten Angebrachtheit desselben - Dinge aus dem Tagesgeschehen in den Vordergrund treten. So befand ich mich neulich, es war letzten Freitag, in der Karo-Ecke, um mit meiner Band einen Kaffee zu trinken, den wir uns mit den Tripping-The-Light-Fantastic-Byte.fm-Sessions verdient hatten, wie wir fanden. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse, von denen zumindest eines erwähnt sei: ich habe meinen Bibliotheksausweis verlängert. Viel wichtiger war aber: Burnout Records rief an, um mir mitzuteilen, die Split-Single von The Wave Pictures und Coming Soon liege zur Abholung bereit. Und die Wave Pictures sind ja bekanntlich die Band der Stunde. Zumindest mir ist dies Bekannt, und ich weiß auch von anderen Trägern des Wissens, daß niemand zur Zeit so eloquent wunderbare Texte zu so feiner Musik schreibt wie David Tattersall von den WPs. Weswegen deren Lobeshymne auch baldigst ansteht, hell yeah!

Auf der Single jedenfalls covern die Wave Picures ein Lied von Coming Soon und vice versa. Das Wave-Pictures-Stück trägt den Titel "Sweetheart" und ist auch auf dem fabelhaften diesjährigen Album "Susan Rode The Cyclone" enthalten:


Von Coming Soon, die aus Frankreich (naja, oder doch aus England...Kidderminster in Frankreich, sagt ihre Myspaceseite) kommen und in ihren besten Momenten klingen wie gleichberechtigte Homies von Mr. Brinks und den Wellenbildern und in den schlechteren wie deren Plagiatoren, klingt das gleiche Stück ungefähr so:


Und das ist durchaus auch nicht schlecht, nicht wahr? Ihr Stück, das von den WPs gecovert wird (beide sind auf der 7" auch im Original enthalten), hört auf den Namen "Wu". Das ist auch ganz nett. Besser ist da aber "Dr. Wu" von Steely Dan. Auch im Minutemen-Cover. Oder halt "Sweetheart".

Coming soon ist auch die erste 7" von Tripping The Light Fantastic, deren Erscheinen am 17.10. gemeinsam mit den phantastischen Sleeping Policemen und Konzertgästen in der Astra-Stube zu Hamburg begossen wird. Und damit diese Einlassung rund wird und es außerdem wahr ist: auch diese 7" hielt ich an besagtem Freitag erstmalig in meinen Händen.

Mittwoch, 1. September 2010

Salut!

Einen wunderschönen guten Tag, geschätzte Geschöpfe! Der Bashful Dodger kann die dopen MCs von den whacken unterscheiden, steht auf die Pet Shop Boys und auf Marshall-Türme, und wenn Ihr spurlos verschwindet, macht er Euch ausfindig und schickt Euch Comics und Mixtapes.

An Sonic Youth mußte er sich erinnern; seine Madeleines waren Haare im Gesicht, derer er ansichtig wurde. Das hat einiges ausgelöst, so daß er so manches aufzuarbeiten hat - vor allem die Gegenwart. Den Beginn macht sein persönlicher friedfertiger war chant aus dem Hause Big Ideas.
<a href="http://bigideas.bandcamp.com/track/back-on-track">Back On Track by Big Ideas</a>
In der Folge wird es dann darum gehen, was unseren verlegenen Helden interessiert, und das sind nun einmal im Wesentlichen musikalische Lebensaspekte.