Dienstag, 7. September 2010

Der fabelhafte Mr. Brinks



Stanley Brinks aka André Herman Düne (und zahllosen anderen, mitunter überraschend verkifft klingenden Pseudonymen) ist einer der wunderbarsten Texter dieser Zeit. Und, oh ja, die Musik ist selbstredend auch ganz Fabelhaft. Hören Sie selbst <a href="http://stanleybrinks.bandcamp.com/track/titanic">Titanic by Stanley Brinks</a>.


Meine erste Begegnung mit dem Herrn mit der großen Brille und der stumpfen Rasierklinge fand entweder im TV oder im Zuni in Ferrara statt; allerdings nahm ich bei keiner der beiden Begegnungen groß Notiz von ihm. Im letzteren Falle wäre die Konzertnachlese gewesen, nachdem ich mit den Honeyheads auf der Italientour im Zuni gespielt hatte. Der Betreiber, unser Freund Nicola von The Calorifer Is Very Hot! versicherte uns, nach jenem von Stanley Brinks sei unser Konzert das beste des Jahres gewesen. Im Zuni, meine ich. Die Fernsehbegenung hingegen war ein Video von Herman Düne. Ich mochte den Bart des Sängers nicht und habe umgeschaltet. Es könnte aber auch ein anderes Video gewesen sein. Wer weiß.

In jedem Falle brachten uns indirekt wieder die Honeyheads näher. Mit denen hatte ich gemeinsam mit den Crayon Fields und den Motifs ein Konzert auf der Hedi und sollte am Folgetag die Aufteilung und Übergabe der Gage übernehmen, weshalb ich mich mit einem Mitglied einer jener Bands in der Hasenschaukel treffen wollte, wo man mir dringend geraten hatte, das Konzert dieses tollen Sängers anzuschauen. Das Treffen fand zwar wegen Jetlags doch nicht statt (das Geld wurde dann einfach an der Tür übergeben), das Konzert besuchte ich aber trotzdem. WTF? Welch ein Unterhalter. Eine eloquente Erscheinung, erstaunliche unterhalterische Reflexe, eine zurückhaltende Rampensau. Und eine Poetik, die mir neu war und mich immer noch wieder und wieder in Erstaunen versetzt. Jemand, dem man zuhört; selbst die unerträglichen Sichwähreddeskonzertesunterhalter scheinen zu verstummen, wenn er den Lautstärkeregler der elektrischen Gitarre nach ganz unten dreht und er ohne Mikrofon singt.

Stanley Brinks ist einer der wenigen, die es schaffen, mit einer winzigen Wendung, einem Wort oder einer Betonung, zu berühren, die Stimmung herumzureißen. Doch der zugrunde liegende Witz wabert stets unter der Oberfläche. "Witz" as in wits, not as in joke, auch wenn man ein Konzert doch über weite Strecken mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht verfolgt. Ein Storyteller im besten Sinne also. Der Protagonist seiner Lieder ist letztlich stets Sprache, wenngleich nicht allein um der Sprache willen, wie man etwa bei Adam Green häufig den Eindruck hat (was aber auch nicht unbedingt die schlechtesten Ergebnisse zeitigen muss) - Mr. Brinks ist ein begnadeter Beobachter der kleinen, doch wichtigsten Dinge, dem es aber auch wichtig ist, loszuwerden, was ihm auf den Keks geht. Das kann dann auch ruhig die abhandengekommene Menschlichkeit im spätkapitalistischen Zusammenleben sein oder die Abneigung gegen Grenzen und Autorität(en); käsig wird dies dabei nie. Hier ist der Beweis:

<a href="http://stanleybrinks.bandcamp.com/track/traveling-people">Traveling people by Stanley Brinks</a>

Seit 2006 ist Stanley Brinks alleine unterwegs: damals verließ er die Herman Düne, die Band, die als André Herman Düne mit seinem Bruder David-Ivar Herman Düne hatte, und die sich seit seinem Ausstieg ohne Umlaut schreibt. Eine Gruppe, die ich doch unterschätzt hatte, als ich das Video wegklickte, wie ich gestehen muß. Doch erstaunlich ist, auch wenn mir bei Herman Düne die von André geschriebene Hälfte der Stücke besser gefiel: Herman Dune sind besser als Herman Düne. Doch Stanley Brinks selber gefällt mir doch besser - es scheint ihm zu bekommen, auf sich gestellt die Songs übers Internet und CD-Verkäufe auf Konzerten zu verbreiten. Sein Output ist enorm und eigentlich immer mehr als hörenswert. Ganz alleine ist er übrigens doch nicht, denn live wird er eigentlich stets von der tollen Clémence Freschard begleitet; die beiden agieren während ihrer Konzerte, zur Not singt einer von beiden auch aus dem Publikum heraus mit. Zusammen sind die beiden die Calypso-beeinflußten Kreuzberg Museum - sie sind beide in Berlin ansässig - deren "War" mich seit erwähntem Konzert als steter Ohrwurm begleitet.

<a href="http://kreuzbergmuseum.bandcamp.com/track/war-3">War by Kreuzberg Museum</a>

Eine kurze Selbstvorstellung von Stanley Brinks ist hier zu finden.

Tourdaten:


September 07 DEGGINGEN (GERMANY)
private show

September 08 NUERNBERG (GERMANY)
private show

September 09 MUENCHEN (GERMANY)
Laab, 8pm

September 10 RORSCHACH (SWITZERLAND)
Mariaberg, 9.30pm

September 11 DUEDINGEN (SWITZERLAND)
Bad Bonn, 9.30pm

September 12 GENF (SWITZERLAND)
La Cave 12 a l'Ecurie, 9pm

September 13 ANNECY (FRANCE)
TBC

September 14 ZUERICH (SWITZERLAND)
Binz, 9.30pm

September 15 ROSENHEIM (GERMANY)
Strehles Biokantine, 9.30pm

September 16 DARMSTADT (GERMANY)
Oetinger Villa, 9pm

September 17 MUENSTER (GERMANY)
Amp, 9pm

September 18 EINDHOVEN (NETHERLANDS)
Hoogste Tijd, 8pm

September 19 TILBURG (NETHERLANDS)
Incubate Festival (afternoon)

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